Die Regio Infra Nord-Ost GmbH & Co. KG (RIN) stellt für das Projekt GINT "Gigabit Innovation Track" ihren Streckenabschnitt zwischen Karow und Malchow auf der Mecklenburgischen Südbahn zur Verfügung. Innerhalb von nur rund acht Monaten ist dort eine rund 12 km lange Teststrecke für das künftige Highspeed-Internet im Zug entstanden.
Putlitz, 14. Mai 2024. Seit der 12. Kalenderwoche 2024 finden Messfahrten auf dem Streckenabschnitt der Mecklenburgischen Südbahn zwischen Karow und Inselstadt Malchow statt. Dies geschieht im Rahmen des Projekts Gigabit Innovation Track (GINT), das die Deutsche Bahn, der Netzwerkausrüster Ericsson, der Telekommunikationsanbieter O2 Telefónica und der Funkmastbetreiber Vantage Towers gemeinsam durchführen.
Das Projekt, das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert wird, zielt darauf ab, Möglichkeiten für Mobilfunk- und Datenverbindungen für Bahnreisende mit Gigabit-Datenraten zu testen. Neben der Bereitstellung hoher Datenraten für die Passagiere im Personenverkehr steht auch die Einführung des 5G-basierten Zugfunksystems FRMCS (Future Rail Mobile Communication System) im Fokus.
„Innerhalb von nur zehn Wochen wurden ab September 2023 die erforderlichen Infrastrukturanlagen entlang der Strecke errichtet“, informiert Dr. Ralf Böhme, Geschäftsführer der RIN. "Das Projekt ist bisher einzigartig in Deutschland, diverse innovative Technologien werden hier erstmals genutzt, darunter die modernen Funkmasten von Vantage Towers. Wir sind erfreut, dass dabei eine unserer Strecken genutzt wird und wir es mit unserem pragmatischen Ansatz und hohem Engagement unserer Mitarbeiter geschafft haben, in Rekordzeit die erforderlichen Voraussetzungen für den erfolgreichen Start des Projekts zu schaffen“, so Dr. Böhme weiter. „Und mit Blick auf die aktuelle Diskussion um den Erhalt der Schieneninfrastruktur in unserer Region wird hier erneut deutlich, dass die noch vorhandenen Kapazitäten auf unterschiedlicher Art und Weise einen erheblichen volkswirtschaftlichen Nutzen stiften.“
Für das Projekt wurden ca. 12 km Schienenfußkabel zur Anbindung der Funkmasten sowie insgesamt 13 neuartige Funkmasten direkt am Streckengleis installiert. Für diese Arbeiten zeichnete der Projektpartner Vantage Towers AG verantwortlich und setzte hier auf ein innovatives Mastsystem mit rund 15 m hohen Stahlmasten. Die Gründung dieser Strukturen basiert auf innovativen Konzepten, die jeweils auf vier Erdankerstäben ruhen. Diese Stäbe sind mit einem Gestell verbunden, das sowohl die Lastabtragung in die Ankerstäbe übernimmt als auch die am Mast befestigte Ausrüstungsplattform trägt. Auf dieser Plattform befinden sich an acht Positionen Brennstoffzellen zur Stromversorgung während des Funkbetriebs. Diese Standorte wurden gewählt, um den aufwändigen Verlegungsprozess von Stromkabeln entlang der Bahntrasse zu umgehen. Die Brennstoffzellen selbst repräsentieren innovative Anlagen. Um die Betriebsgenehmigung als Ersatz für die noch ausstehende „Bahnzulassung“ zu erhalten, waren detaillierte Konzepte zu erstellen und mit der Aufsichtsbehörde der RIN abzustimmen.
Die Messfahrten im Streckenabschnitt dienen unter anderem der Bewertung der möglichen Datenübertragungen in vorbeifahrenden Zügen. Das advanced TrainLab (aTL) der DB AG, ein rollendes "Schienenlabor" ausgestattet mit verschiedenster Messtechnik, fährt dafür über die auch für höhere Geschwindigkeiten nutzbare Gleistrasse zwischen Karow und Inselstadt Malchow. Dabei werden im schnurgeraden Abschnitt zwischen dem Karower Meiler und dem AGRONEUM in Alt Schwerin bis zu 140 km/h erreicht, ein Spitzenwert für alle Nebenbahnen in Mecklenburg-Vorpommern! Auch diese hohen Geschwindigkeiten spielen bei der Beurteilung der möglichen Datenübertragungen eine Rolle.
Der mit der Projektsteuerung bei der RIN beauftragte Eisenbahnbetriebsleiter Frank Brechler äußert sich zum Projekt wie folgt: „Im Februar 2023 wurde ich vom aTL-Team gefragt, ob wir unsere Infrastruktur für Versuche zur Verfügung stellen könnten. Sofort war mir klar, dass es hier um etwas Größeres ging als um die sporadischen Versuchsfahrten mit dem advanced TrainLab, die bereits seit mehreren Jahren im Netz der RIN stattfanden. Die Herausforderung, eine ganze Strecke mit neuartigen Infrastrukturanlagen auszurüsten, von denen einige noch keine Bahnzulassung hatten und innerhalb kürzester Zeit in Betrieb genommen werden sollten, war mir sofort bewusst. Tatsächlich gelang es uns, alle Anlagen fristgerecht umzusetzen, unterstützt durch die Landeseisenbahnaufsicht. Gemeinsam setzten wir den Geist des Bahnregelwerks um. Ich hoffe, dass das Projekt ein Erfolg wird, und bitte um Verständnis für die längeren Wartezeiten an den Bahnübergängen während der Schnellfahrten; sie werden Zeugen eines innovativen Projekts sein.“
Bis zum Jahresende werden weitere Messfahrten durchgeführt, bevor über die weitere Zukunft der errichteten Anlagen entschieden wird. Die kaum wahrnehmbaren Funkmasten entlang der Strecke sowie der dort entlangfahrende Zug zeugen von einem hoffentlich wertvollen und zukunftsweisenden Bahnprojekt für die Südbahn.